Seminarreihe mit Kursen zur nachhaltigen Bodenbewirtschaftung in Zentralamazonien und Ausbildung von Trainern im Projektgebiet „Tarumâ Mirim“

Projektbeschreibung

Ausgangssituation und Begründung des Vorhabens:

Die tropischen Regenwälder Zentralamazoniens geraten seit der jüngsten Vergangenheit zunehmend unter einen verschärften Druck, der durch Migration und politisch initiierte Ansiedlungsprojekte von marginalen Bevölkerungsgruppen ausgelöst wird. Daraus resultieren in der Regel erfolglose Versuche, auf den (brand-)gerodeten Flächen eine dauerhafte Subsistenzsicherung zu betreiben. Aufgrund der politischen Situation und der unveränderten demographischen Entwicklung Brasiliens ist es für den Erhalt und für den dauerhaften Schutz der Amazonas-Regenwälder dringend nötig, den betroffenen Menschen eine Hilfestellung zu einer nachhaltigen Nutzung der zur Besiedelung ausgewiesenen Gebiete zur Verfügung zu stellen, mit dem übergeordneten Ziel, die angrenzenden Regenwaldgebiete vom Besiedelungsdruck zu entlasten.

Die schnell wachsende Zahl kleinbäuerlicher Betriebe auf marginalen Nutzflächen in den grossen, staatlich geförderten Siedlungsgebieten in den Regenwäldern benötigen dringend Technologien, die auf einer guten Kenntnis der biophysikalischen, chemischen und physiologischen Zusammenhänge beruhen. Ein erweitertes Verständnis der Bearbeitung tropischer Böden wird grundlegend für die erfolgreiche Entwicklung von Technologien sein, die eine nachhaltige und ökonomische Nutzung der natürlichen Ressourcen von Waldökosystemen in den Tropen ermöglichen. Es ist zu erwarten, dass nicht-nachhaltige Anbausysteme globale Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt haben werden. Eine Zunahme der Migrationsbewegungen führt zu einem unmittelbaren Verlust an Biodiversität und durch vermehrte Brandrodungen zu einer rasch ansteigenden Emission klimarelevanter Gase.

Ausgangspunkt für die unten ausgeführten Projektaktivitäten ist das staatlich geförderte Kolonisierungsprojekt „Projeto de Assentamento Tarumã Mirim (PATM) des brasilianischen Nationalen Instituts für Kolonisation und Agrarreform (INCRA), welches als „Pilotprojekt“ von brasilianischer Seite ausgewählt wurde. Das INCRA führt im Staat Amazonas insgesamt 26 Siedlungsprojekte durch, allein in den Munizipien im Umkreis der Hauptstadt Manaus sind es neun.

Das Land der Siedlungsgebiete ist in der Regel im Besitz des Bundes. Das INCRA vermisst die Siedlungsgebiete, legt Stichstraßen und Wege an, teilt das Land in Teilflächen auf, die an Siedlerfamilien vergeben werden. Die Siedler werden vom INCRA ausgewählt, wobei die Bedürftigkeit und die erstmalige Beteiligung an einem Siedlungsprojekt wesentliche Kriterien sind. Jede Siedlerfamilie erhält einen Kredit von insgesamt 12.000 R$ von der staatlichen Bank „Banco do Brasil“. Das INCRA hat die Aufgabe, den Kredit auszuzahlen und die zweckgebundene Verwendung der Teilsummen (z.B. Hausbau, Anbau von Dauerkulturen) zu überprüfen. Erhalten die Siedler definitive Landtitel, wird die Betriebsfläche mit einer Hypothek belastet, bis die Restschuld beglichen ist.

Jeder Siedlerfamilie werden nach der Katastrierung durch das INCRA 25 ha zugewiesen. Die standardisierten Flächen (lotes) messen 250 x 1.000m, wobei die 250m immer die Front entlang der internen Straßen und Wege darstellen. In aller Regel wird nur ein Bruchteil von 10 bis maximal 30% der Einzelflächen bewirtschaftet werden. Limitierend ist neben dem oft hängigen Gelände die Arbeitskraft-Ausstattung der Familienbetriebe.

Die äußere Verkehrslage kann aufgrund der Nähe zu der Millionenstadt Manaus als günstig bezeichnet werden. Man fährt 21 km auf der asphaltierten Bundesstraße BR 174 in Richtung Norden, biegt dann in Richtung Westen in eine Erdpiste ab, in den Ramal Pau Rosa. Nach 9,5 km beginnt das Projektgebiet, das mit insgesamt 22 angelegten internen Straßen mit einer Gesamtlänge von 81,4 km durchzogen ist. Weitere 13,6 km sind im Bau. Hinzu kommen 57,5 km angelegte, aber nur begehbare Stichstraßen (picadas). Der Ramal Pau Rosa ist bisher der einzige Zugang zu dem Siedlungsgebiet, sieht man von der Möglichkeit ab, das Gebiet im Südwesten über den Tarumã Fluss mit dem Boot zu erreichen. Der Flussweg steht – je nach Wasserstand – jedoch nicht ganzjährig zur Verfügung.

Zielgruppe

Der Großteil der Siedlerfamilien sind Migranten, sowohl aus dem Staat Amazonas, aber auch aus dem ostamazonischen Staat Pará und dem Nordosten des Landes. Da die Kolonisationsbehörde INCRA nur Minimalkriterien (z.B. Bedürftigkeit, Leumund, erstmalige Antragstellung) für die Zulassung von Antragstellern in das Siedlungsprogramm stellt und die bäuerliche Vorbildung oder Herkunft eine untergeordnete Rolle spielt, sind die Voraussetzungen der einzelnen Siedler für eine wirtschaftlich erfolgreiche Landnutzung sehr unterschiedlich. Ebenso ihre Motive an diesem Kolonisationsprogramm teilzunehmen. Das wohl wichtigste Motiv ist die wirtschaftliche Not. Viele Siedler haben schon negative Erfahrungen gesammelt bei dem Versuch durch Gelegenheitsarbeiten in Manaus oder anderen urbanen Zentren ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Sie versprechen sich von der Bewirtschaftung der zugeteilten Flächen die Sicherung der Subsistenz und durch die Vermarktung von Überschüssen und Verkaufsfrüchten Lebensbedingungen, die es ihnen ermöglichen, ihre Familienbetriebe langfristig zu sichern, den Kindern eine adäquate Ausbildung zu geben und ihre Konsumwünsche zu erfüllen, die i.d.R. bescheiden sind und sich im realistischen Rahmen bewegen.

Die Siedler haben bereits 12 Vereinigungen mit unterschiedlichen Zielrichtungen gegründet. Ein Rat (Conselho), in dem die Präsidenten der einzelnen Vereinigungen vertreten sind, nimmt die Gesamtinteressen des Siedlungsprojektes Tarumã Mirim wahr. Die aktive Beteiligung der Siedler in den Vereinigungen ist noch bescheiden. Es liegt nahe, dass das Projekt die Teilnehmer für die angebotenen Kurse anfangs vor allem aus der Gruppe kooperationsbereiter, organisierter Siedler auswählt, da die Bereitschaft zur Organisation und Selbstverwaltung eine höhere Motivation zur Zusammenarbeit erwarten läßt. Diese Siedler äußerten den Wunsch am Projekt mitzuwirken und brachten sich aktiv in dessen Entwicklung ein.

Neben den für die Seminarteilnahme vorgesehenen Siedlern (darunter insbesondere auch Frauen und Jugendliche) des Projeto de Assentamento Tarumã Mirim (PATM), sollen später auch Siedler anderer Projetos de Assentamento in den Genuß der Seminarreihe kommen. Weitere Zielgruppen sind: Schüler an den Schulen im Projektgebiet, Präsidenten der einzelnen Vereinigungen als mögliche, zukünftige Trainer.

Inhalte

Kurs 1: Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit

  • Methoden zur Anreicherung der organischen Substanz in den Böden.
  • Geeignete Fruchtfolgen/Mischkulturen zur allgemeinen Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit.

Kurs 2: Homegardening als Grundlage der Subsistenzsicherung

  • Übersicht über die zum Anbau geeigneten Nutzpflanzen
  • Einführung in die Anbaumethoden
  • Planung der individuellen Anlagen

Kurs 3: Pflanzenvermehrung im Gewächshaus

  • Artspezifische Grafting-Techniken
  • Gewinnung von Saatgut

Kurs 4: Schädlinge und die wichtigsten Pflanzenkrankheiten

  • Identifizierung wirtschaftlich wichtiger Schädlinge und Erreger von Pflanzenkrankheiten
  • Vermeidungsstrategien
  • Bekämpfungsmaßnahmen

ORT:

Kleinbäuerliches Siedlungsgebiet „Tarumâ Mirim“, nordwestlich der Stadt Manaus, Bundesstaat Amazonas, Brasilien.

DURCHFÜHRUNG:

Unsere Außenstelle „Instituto Floresta Tropical“ in Manaus
Projektleiter: Dr. Ohly

FINANZIERUNG:

  • Spenden
  • Eigenleistung

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Bitte bedenken Sie: Ein erfolgreicher Regenwaldschutz ohne Einbeziehung der im und vom Regenwald lebenden Menschen ist nicht möglich.

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