Wilmar International ist Asiens führender agroindustrieller Konzern und mit über einem Drittel der weltweiten Produktion, zudem der größte Vertreiber von Palmöl. Das tropische Öl steckt laut WWF in jedem zweiten Supermarktprodukt und ist somit einer der marktführenden Inhaltsstoffe der heutigen Zeit. Für seinen Anbau müssen aber immer wieder große Regenwaldgebiete weichen, da die vorhandenen Anbauflächen den steigenden Bedarf nicht mehr decken können. Auch Wilmar wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach mit Vorwürfen der Umweltzerstörung konfrontiert. Nach langjährigem, globalem Druck von Verbrauchern und Nichtregierungsorganisationen, wie zum Beispiel Greenpeace, unterschrieb der Großkonzern Wilmar im Dezember 2013 eine Null-Entwaldungs-Richtlinie. Diese sieht vor, dass für die Anlage neuer Palmölplantagen in Zukunft keine Wälder oder Gebiete gerodet und bearbeitet werden dürfen, die als relevante Kohlenstoffspeicher fungieren oder besonders wichtig für die Artenvielfalt sind und damit einen hohen Erhaltungswert, auch HCV (High Conservation Value) genannt, aufweisen. Es darf also trotz Richtlinie sehr wohl entwaldet werden, jedoch muss für die betroffenen Bereiche vorher ein hoher Erhaltungswert ausgeschlossen werden. Um zu garantieren, dass Gebiete für die Neuanlage von Plantagen nicht zu den HCV-Flächen zählen, wird im Vorhinein eine Bewertung durchgeführt. Diese soll sicherstellen, dass die Gegend weder für die Artenvielfalt, noch für das Klima von Bedeutung ist. In der Bucht von Balikpapan in Indonesien besitzt Wilmars indonesische Zweigstelle, PT WINA, eine Lizenz über eine Fläche von knapp 150 Hektar. Das Gebiet ist von Mangroven- und bereits leicht bearbeiteten – Wäldern bedeckt; der Bewuchs dient als Korridor und Verbindung zwischen verschiedenen Lebensräumen. Die Bucht von Balikpapan stellt ein fragiles Ökosystem dar, das als bedeutender Lebensraum für Primaten und ozeanische Lebensformen eingestuft wird. Auf der Internetseite Mongabay bezeichnet Stanislav Lhota, ein Forscher der tschechischen Universität für Biowissenschaften in Prag, das Terrain als essentiell für die Artenvielfalt vor Ort; so zum Beispiel für Orang-Utans, Nasenaffen und Malaienbären. Nun plant PT WINA auf der Fläche den Bau einer Ölraffinerie für Palmöl. Dies würde einen entscheidenden Einschnitt in die hochsensible Natur von Balikpapan bedeuten. Bereits im Januar 2013 berichtete der SAVE Wildlife Conservation Fund von den Gefahren, die eine Bearbeitung des Gebietes mit sich bringen würde. Gemäß Mongabay hat PT WINA, entsprechend der neuen Null-Entwaldungs-Richtlinien, sogar tatsächlich eine HCV-Einschätzung für das lizensierte Gebiet vornehmen lassen. Von der Website Greenindonesia wird allerdings angegeben, dass bei der Bewertung der Gegend Verfahrensmängel zu einer fehlerhaften Einschätzung geführt haben sollen. Entgegen der Beurteilung sollen nicht nur knapp 23 Hektar, sondern fast die gesamte Fläche von PT WINA in der Bucht von Balikpapan einen hohen Erhaltungswert aufweisen und relevant für die Artenvielfalt sein. Auch sollen die lokale Bevölkerung sowie Nichtregierungsorganisationen zu spät über entscheidende Treffen für das Projekt informiert worden sein, so dass eine Teilnahme kaum mehr möglich war, so Lhota auf Mongabay. Wegen diesen und weiteren ungeklärten Punkten bei dem Vorhaben von Wilmar, unterstützt der SAVE Wildlife Conservation Fund schon seit Längerem den Widerstand gegen das geplante Projekt. Das erneute Auftreten von Vorwürfen gegenüber Wilmar bei der Anlage einer Ölraffinerie, setzt ein bedenkliches Zeichen. Wenn es tatsächlich genügt, einer Gegend einen hohen Erhaltungswert abzusprechen, um daraufhin dort die Wälder abzuholzen, wäre eine Null-Entwaldungs-Richtlinie nahezu wertlos. Eine solche Vorgehensweise würde auch den enormen Wert, selbst leicht bearbeiteter Wälder, für die biologische Vielfalt, außer Acht lassen. Wilmar steht nun in der Verantwortung zu beweisen, dass es ihnen mit der Null-Entwaldungs-Richtlinie ernst ist. Nur wenn sich das Unternehmen von den angestrebten Plänen eine Ölraffinerie zu errichten, distanziert, gibt es noch Hoffnung für die einzigartige Natur in der Bucht von Balikpapan. Quelle: SAVE Wildlife Conservation Fund
Regenwald-Institut e.V.
Institut für angewandten Regenwaldschutz
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