Wie bereits im früheren Beitrag beschrieben, erlebte Amazonien im 2. Halbjahr 2023 die schlimmste jemals am Amazonas registrierte Dürre mit den geschilderten dramatischen Folgen. Der niedrige Pegelstand stellte die Bevölkerung in dem weltweit größten und komplexesten Netzwerk von Flussläufen, durch das ein Fünftel des globalen Süßwassers fließt, vor große Probleme. Viele, die auf ihre Boote angewiesen waren, konnten sich nicht mehr damit auf den Flüssen fortbewegen. Die Versorgung mit Wasser, Lebensmitteln und Medikamenten wurde immer schwieriger. Der Bundesstaat Amazonas rief daher den Notstand aus. Fast 600.000 Menschen waren unmittelbar betroffen.
Nicht nur Menschen, sondern auch die Tierwelt litt unter der katastrophalen Situation im Amazonasbecken. Denn es ist Heimat für eine atemberaubende Vielfalt an Flora und Fauna. In der Gemeinde Coari, etwa 360 Kilometer von Manaus entfernt, wurden 70 tote Süßwasserdelfine gefunden. In der Nähe im Lago Tefé gab es Ende September bereits über 100 tote Süßwasserdelfine. Laut dem Forschungsinstitut Mamirauá für nachhaltige Entwicklung wird die Todesursache noch untersucht, aber es ist davon auszugehen, dass sie mit der damaligen Hitze und der Trockenheit in der Region in enger Verbindung steht.
Am 27.Oktober 2023 erreichte der Rio Negro in Manaus mit 12,70m einen historischen Tiefstand. Der normale Wasserstand wäre dort zu dieser Jahreszeit etwa 18 Meter. Am 29. Oktober begann der Wasserstand langsam wieder zu steigen: 14,09m am 27. November, 18,07m am 27. Dezember, bis auf 20,91 am 25. Januar 2024.
Allein im Oktober gab es mehr als 22.000 Brände, so viele wie in den vergangenen 15 Jahren nicht mehr, meldete das Nationale Institut für Weltraumforschung (Inpe). Bei Manaus führten illegale Brandrodungen und Trockenheit dazu, dass die Millionenstadt komplett für Wochen in Rauch gehüllt wurde. Und das Schlimmste an der Negativspirale von Umweltproblemen ist die Tatsache, dass diejenigen, die am meisten unter der Klimakrise leiden, genau diejenigen sind, die die globale Erwärmung am wenigsten verursacht haben.
Mit dem Beginn der Regenfälle gingen auch die verheerenden Waldbrände zurück, wie auf dem Satellitenbild, das von der bras. Weltraumbehörde INPE für den 25. Januar 2024 veröffentlicht wurde, eindrucksvoll zu sehen ist. So konnte der Satellit in ganz Zentralamazonien keinen einzigen größeren Brandherd entdecken. Einzelne Brandherde gibt es im Umkreis von Manaus und an den Sojafronten im Norden Amazoniens, im Bundesstaat Roraima. Der Klimawandel hat die verheerende Dürre im Jahr 2023 im Amazonasgebiet, einem der wichtigsten Ökosysteme zur Stabilisierung des durch die globale Erwärmung bedrohten Weltklimas, stark begünstigt. Diese historische Dürre zwischen Juni und November 2023 betraf Millionen von Menschen im gesamten Amazonasbecken, fachte riesige Waldbrände an, ließ die Flüsse austrocknen und richtete verheerende Schäden in der Tierwelt an. Wie sich diese sich häufenden Extremereignisse auf die Wälder und deren Widerstandskraft auswirken, steht in den Sternen. Mit entsprechend großer Spannung wird die Entwicklung in diesem Jahr erwartet. R.P.