Die Idee klingt nicht schlecht: Als Ausgleich für ihren Ausstoß an Treibhausgasen bezahlen die Industrienationen waldreiche Entwicklungsländer wie Indonesien dafür, dass diese ihre Wälder nicht mehr so hemmungslos abholzen wie bisher. Der Plan eines solchen Waldschutzabkommens wird ab kommender Woche auf dem Weltklimagipfel in Kopenhagen beraten. Indonesien könnte damit Milliardensummen kassieren. Doch Kritiker befürchten, dass Unsummen in dunklen Kanälen versickern und der Regenwald wenig davon hat, so lange die Korruption blüht. Korruption und Missmanagement in der Holzwirtschaft kosten Indonesien einem am Dienstag veröffentlichten Bericht von Human Rights Watch zufolge jährlich mindestens zwei Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro) – so viel, wie das Land gleichzeitig für sein Gesundheitswesen ausgibt. Ein Geldsegen würde das Problem nur noch verschlimmern, glaubt der stellvertretende Programmdirektor der Menschenrechtsorganisation, Joe Saunders. «Die Hoffnung beim Kohlenstoffmarkt ist, dass endlich echtes Geld auf den Tisch kommt, das den dunklen Mächten Paroli bietet. Aber wenn man nicht aufpasst, wohin das Geld fließt, versickert es in einem löchrigen System, das keine Ergebnisse zeitigt», sagte er der AP. «Nicht in die Hände korrupter Leute» Die Korruptionsbekämpfung dürfe den Kampf gegen die Abholzung nicht bremsen, mahnte der Vorsitzende des indonesischen Rates für den Klimawandel, Rachmat Witoelar. «Ich stimme zu, dass das Geld nicht in die Hände korrupter Leute gelangen darf», sagte er. «Aber das ist kein Grund, dass wir den Wald nicht retten.» Indonesien verfügt über ein Zehntel des Regenwaldes auf der Erde. Den Nachforschungen von Human Rights Watch zufolge sind dem Staat in den vier Jahren bis einschließlich 2006 durch illegalen Holzeinschlag, schöngerechnete Abgaben und Unterbewertung von Exporten an ausländische Tochterfirmen insgesamt sechs Milliarden Dollar entgangen. Mit steigender Tendenz: 2003 waren es noch 1,2 Milliarden, 2006 – dem letzten Jahr mit verfügbaren Daten – schon zwei Milliarden Dollar. Drittgrößter Klimasünder Und das ist noch vorsichtig gerechnet, wie es in dem Bericht heißt. So ist darin weder das geschmuggelte Holz enthalten, das weder von Indonesien noch vom Empfängerland gemeldet wird, noch die Summe entgangener Unternehmens- und Einkommensteuer. Die Korruption in der Industrie werde in dem Bericht grob unterschätzt, meinte der Leiter der Umweltorganisation Greenomics Indonesia, Elfian Effendi. Er schätzt sie mit über fünf Milliarden Dollar mehr als doppelt so hoch. Trotz der verlorenen Summen verdiente Indonesien 2007 immer noch 6,6 Milliarden Dollar (4,4 Milliarden Euro) mit seinen Regenwäldern. Damit ist seine Holzindustrie die lukrativste nach der Brasiliens. Die Zerstörung der Wälder vorwiegend durch Brandrodung zugunsten von Palmölplantagen, Bergbau oder Industrieansiedlung trägt dazu bei, dass Indonesien an dritter Stelle der Klimasünder steht. Mehr Treibhausgase produzieren nur noch die USA und China.
Regenwald-Institut e.V.
Institut für angewandten Regenwaldschutz
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