Das Europaparlament stimmt in der Woche ab dem 11. Dezember 2006 über die Novellierung der so genannten EU-Biodiesel-Richtlinie ab. Sie war ursprünglich als Umweltschutz-Maßnahme gedacht, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu bremsen. Die Realität sieht so aus, dass in der EU ausreichend Platz fehlt zum Anbau von Energiepflanzen und diese ohnehin nicht mit tropischen Importen konkurrieren können. Die Ausdehnung solcher Importe zerstört Regenwälder und andere Ökosysteme, führt wegen praktizierter Brandrodungen zu einem gigantischen CO2-Ausstoß und ist mit Menschenrechtsverletzungen verbunden. Palmöl, die “billigste” Energiepflanze, benötigt feucht-tropische Wachstumsbedingungen. Die Anlage neuer Plantagen findet daher sowohl in Lateinamerika als auch in Afrika und Südostasien häufig auf Kosten von Regenwäldern statt. Nach Untersuchungen von Friends of the Earth sind Palmöl-Plantagen in Indonesien und Malaysia für 10 Millionen Hektar Waldzerstörung verantwortlich. Friends of the Earth Indonesia haben Europas steigenden Bedarf an Biodiesel als eine von zwei Schlüsselursachen für die Regenwaldvernichtung auf Borneo ausgemacht. Wissenschaftler um Florian Siegert vom Geo-Bio-Center der Ludwig-Maximilians-Universität München haben gerade Satellitenbilder von Bränden auf Borneo ausgewertet und kommen zu dramatischen Schlussfolgerungen. Ein Teil der Regenwälder in Südostasien wächst auf Torf, der sich in Jahrtausenden gebildet hat. Diese Schichten, die bis zu 18 Meter dick sein können, speichern große Mengen Kohlenstoff. Siegert zufolge tragen die Torfwaldbrände in Indonesien maßgeblich zum Anstieg der Kohlendioxidkonzentration in der Erdatmosphäre bei. “Unsere Zahlen für 1997 zeigen, dass die Kohlendioxidmenge aus verbrannten Torfwäldern Indonesiens damals rund ein Viertel der globalen CO2-Emissionen ausmachte”, sagt Siegert. 2006 betrage dieser Anteil bisher hochgerechnet 5 bis 15 Prozent. Die Zahlen führen die angeblich neutrale Klimabilanz von Treibstoffen oder Strom aus Palmöl ad absurdum. Auch die steigende Produktion von Soja und Zuckerrohr in den Tropen, um Biodiesel bzw. Ehtanol zu produzieren, führt zur Vernichtung von Regenwald – etwa im brasilianischen Amazonas – und anderen, wertvollen Ökosystemen wie dem Atlantischen Regenwald und der Cerrado (Savanne) in Brasilien sowie zur Bedrohung des Pantanal, dem größten Feuchtgebiet der Erde. Diese Ökosysteme sind sämtlich wichtige globale CO2-Speicher und Garanten für Biodiversität. Unsere Kollegen von “Rettet den Regenwald” haben dazu eine Protestaktion initiiert, an der Sie sich hier beteiligen können.
Regenwald-Institut e.V.
Institut für angewandten Regenwaldschutz
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