Gute Nachrichten für den Regenwald im Amazonasgebiet: Die Zerstörung hat sich in jüngster Zeit offenbar deutlich verlangsamt. Die brasilianische Regierung führt das auf verstärkte Überwachung, aber auch auf die gesunkene Preise für Soja zurück. Die Abholzung für neue Ackerflächen nehme daher ab. Die brasilianische Umweltministerin Marina Silva sagte, Schätzungen zufolge seien in den letzten elf Monaten etwa 9 100 Quadratkilometer Wald zerstört worden. Im Vergleichszeitraum 2003/2004 war es mehr als doppelt so viel. Die Ministerin warnte jedoch davor, von einer Verringerung um 50 Prozent zu sprechen: Die Daten stammen von einem Satellitenüberwachungssystem, das die Zerstörungen in Echtzeit erfasst, um die Bekämpfung von großflächigen Waldfreveln zu verbessern. Die Schnelligkeit gehe jedoch zu Lasten der Präzision: Das System registriere nur Zerstörungen von über 65 Hektar. Die aktuellen Zahlen würden also lediglich einen Trend andeuten. “Sicher ist nur, dass sich die Zerstörung bedeutend verringert”, sagte ein Beamter des Umweltministeriums. Wie viel Wald wirklich verschwunden ist, wird erst zum Jahresende genau zu sagen sein. Dann präsentiert die Regierung die Ergebnisse eines anderen Beobachtungssystems, das zwar langsamer, aber genauer arbeitet. 2003/2004 lagen die von diesem System ermittelten Zahlen deutlich höher als die des schnellen Satellitensystems, und zwar um rund ein Drittel. Die Umweltministerin führte den Rückgang auf verschärfte Überwachung sowie ein Schutzprogramm zurück, das die Regierung Anfang letzten Jahres einführte. Seit 2003 sind 8,5 Millionen Hektar als geschütztes Gebiet ausgewiesen worden, bis Ende 2006 sollen weitere 24 Millionen Hektar folgen. Die Umweltschutzorganisation WWF und Greenpeace begrüßten die Entwicklung und lobten die verstärkten Anstrengungen des Staates. Ein WWF-Sprecher sagte jedoch, es wäre “naiv und unverantwortlich”, allein die staatliche Überwachung und Bekämpfung als Ursache zu nennen und den wirtschaftlichen Hintergrund zu übersehen. Die in jüngster Zeit eingebrochenen Soja-Preise habe die Abholzung zu Gunsten neuer Anbauflächen und damit den Druck auf den Wald verringert. Erfahrungsgemäß nehme die Abholzung aber zu, wenn die Preise wieder anziehen. Am stärksten ist die Waldvernichtung im Bundesstaat Parà gebremst worden, nämlich um 81 Prozent. Im Soja-Staat Mato Grosso ist ein Drittel weniger Wald eingeschlagen worden als im Vergleichszeitraum. (Quelle: Berliner Zeitung 29.8.2005).
Regenwald-Institut e.V.
Institut für angewandten Regenwaldschutz
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