Der Amazonas-Regenwald ist in Trockenzeiten überraschend empfindlich: In der extremen Trockenperiode des Jahres 2005 gab der Regenwald erstmals mehr Kohlendioxid an die Atmosphäre ab als er in Form von Biomasse binden konnte. Das hat ein internationales Forscherteam zum Oliver Phillips von der Universität in Leeds herausgefunden. Bislang galt das Amazonasgebiet als sichere Bank für die Klimaforschung: In durchschnittlichen Jahren fixierte er zwei Milliarden Tonnen des Treibhausgases Kohlendioxid und trug damit wesentlich zu einer Abschwächung des globalen Klimawandels bei. Da Trockenzeiten in Zukunft vermutlich häufiger auftreten, könnte der Amazonasregenwald den Klimawandel sogar beschleunigen, schreiben die Forscher. Rund 70 Wissenschaftler aus insgesamt 13 Ländern arbeiten im Projekt Rainfor zusammen und beobachten die Entwicklung des Regenwaldes auf 136 weit verteilten Waldparzellen. Die Aufzeichnungen reichen 25 Jahre zurück. Nach der ausgedehnten Trockenperiode im Jahr 2005 unternahmen die Forscher eine besonders genaue Inventarisierung der Parzellen. Die Bäume wuchsen langsamer und es starben deutlich mehr Bäume ab als im langjährigen Durchschnitt, stellen sie fest. Besonders die schnell wachsenden Baumarten mit geringer Holzdichte waren vom Absterben betroffen. Das schränkt die Regenerationsfähigkeit des Waldes ein, sollten sich die Trockenperioden häufen, berichten die Forscher. Im Jahr 2005 verzeichneten Wetterforscher eine der schwersten Trockenperioden der vergangenen hundert Jahre im Amazonas-Regenwald. “Äußerlich ist das dem Wald kaum anzusehen, doch unsere Daten zeigen eine beschleunigtes Absterben bei den Bäumen”, erklärt Oliver Phillips. Aufsummiert über die riesige Fläche des Regenwaldes führen schon kleine Änderungen zu riesigen Auswirkungen auf dem Kohlenstoffkreislauf. In normalen Jahren absorbiert der Regenwald rund zwei Milliarden Tonnen Kohlendioxid. Für das Jahr 2005 deuten die Daten daraufhin, dass die bisherige Kohlenstoffsenke hingegen drei Milliarden Tonnen Kohlendioxid verlor. Insgesamt sorgte die Trockenzeit für fünf Milliarden Extratonnen Kohlendioxid in der Atmosphäre. Zum Vergleich: Die Kohlendioxid-Emissionen aller Verbraucher in Deutschland liegen bei etwas unter einer Milliarde Tonnen Kohlendioxid. Wenn sich solche Trockenzeiten wiederholen – und davon gehen einige Klimamodelle aus -, könnte der Amazonas-Regenwald seine Pufferwirkung verlieren und sogar den Klimawandel beschleunigen, konstatieren die Forscher. Quelle: Oliver Phillips (Universität in Leeds ) et al.: Science, Bd. 323, S. 1344
Regenwald-Institut e.V.
Institut für angewandten Regenwaldschutz
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