Rio de Janeiro (dpa) – Brasilien hat im Amazonas-Regenwald nach Regierungsangaben das größte Naturschutzgebiet der Erde geschaffen. Sieben neue Nationalparks mit einer Gesamtfläche von 160 000 Quadratkilometern – knapp halb so groß wie Deutschland – ergänzen die bereits bestehenden Schutzgebiete. «Das ist das größte Naturschutzgebiet des Planeten», jubelte der Gouverneur des nördlichen Bundeslandes Pará, Simao Jatene, am späten Montagabend (Ortszeit) vor Journalisten. Die neuen Parks verbinden mehrere bereits geschützte Regionen. Auf diese Weise solle Tieren ein möglichst zusammenhängender Lebensraum geboten werden, betonte die Umweltorganisation Conservation International. In den Schutzgebieten wimmele es vor wilden Tierarten wie Jaguaren, Ameisenbären und farbenprächtigen Aras. Die Tiere erhielten nun die Möglichkeit, über lange Strecken zu wandern. Dies sichert einen regen Gen-Austausch – Voraussetzung für das langfristige Überleben vieler Arten. Das Gebiet soll nach Jatenes Worten nachhaltig genutzt werden. Landwirtschaftliche Betriebe würden erlaubt, aber nur unter strikter Kontrolle des Staates. In einigen Regionen wird der Eingriff des Menschen allerdings ganz untersagt. «In einer Zeit, in der das größte Problem der Erde Klima ist, macht so eine Maßnahme Riesenhoffnung», sagte der Präsident der Grünen Partei in Brasilien, Jose Luis Pena. Mit den neuen Parks seien im Amazonas-Regenwald 42 Prozent der «grünen Lunge der Erde» in irgendeiner Form geschützt, betonte Adalberto Veríssimo, Sprecher des staatlichen Umweltinstituts für Amazonien (Imazon). Die nachhaltige Entwicklung biete große Chancen für «gute und rechtmäßige Industrieunternehmer». Die positiven Auswirkungen des Projekts würden global zu spüren sein. Das Amazonasgebiet und besonders der Bundesstaat Pará werden seit Jahrzehnten von Konflikten erschüttert. Kleinbauern werden im Landstreit von «Pistoleiros» der Großgrundbesitzer oder der Holzmafia ermordet. Indios werden unter sklavenähnlichen Bedingungen zum Abholzen wertvoller Bäume gezwungen. Zudem drängen Viehzüchter und Sojabauern in die Region. Brasilien ist zweitgrößter Sojaproduzent. Nach Angaben von Conservation International ist in der Region seit 1970 eine Waldfläche der Größe Frankreichs vernichtet worden. In diesem Jahr hat die Urwaldzerstörung in Brasilien nach einer Hochrechnung des Umweltministeriums von September zum zweiten Mal in Folge aber deutlich abgenommen. 2006 werde demnach eine Fläche von rund 16 700 Quadratkilometern abgeholzt. Das seien zwar immer noch rund 6700 Fußballfelder pro Tag, bedeute aber eine Abnahme um 11 Prozent im Vergleich zu 2005 (18 790 Quadratkilometer). 2005 war die Zerstörung des Amazonas-Regenwaldes um 31 Prozent im Vergleich zum Jahr 2004 zurückgegangen. Das größte Urwaldgebiet der Erde im Tiefland des Amazonas umfasst heute noch rund sechs Millionen Quadratkilometer. Der Wald gilt als einer der artenreichsten Lebensräume. Viele Tier- und Pflanzenarten sind noch gar nicht beschrieben.
Regenwald-Institut e.V.
Institut für angewandten Regenwaldschutz
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