Der Amazonas-Regenwald wird durch die Suche nach Rohstoffen unwiederbringlich zerstört

Rio de Janeiro (dpa) – Die Erdöl- und Gasförderung im Nordwesten und Westen Südamerikas zerstört einer Studie zufolge den Amazonas-Regenwald und bedroht außerdem zahlreiche Indio-Stämme. Betroffen sei ein etwa 688 000 Quadratkilometer großes Gebiet, auf dem 180 Förderungsprojekte betrieben würden, heißt es im Online-Journal «PLoS ONE» vom Mittwoch. Die Region ist fast doppelt so groß wie Deutschland. Das westliche Amazonas-Gebiet, das den weltweit intaktesten und artenreichsten Regenwald beherberge, werde in Brasilien, Bolivien, Peru, Kolumbien und Ecuador bald ganz von Förderanlagen und Pipelines bedeckt sein. Die Studie der US-amerikanischen Umweltschutzorganisationen Save Americas Forests und Land Is Life sowie der Duke University in Durham dauerte den Angaben zufolge drei Jahre. Die Wissenschaftler seien dabei zu alarmierenden Ergebnissen gekommen. «Wir haben ermittelt, dass die Öl- und Gasanlagen sich mit den Gebieten mit der größten Biodiversität der Vögel, Säugetiere und Amphibien genau überdecken», erklärt Studien-Koautor Clinton Jenkins von der Duke University. Sorgen lösten vor allem die Gefahren für die Amphibien aus, da diese die weltweit am stärkten bedrohten Wirbeltiere seien. Sogar in Naturschutzparks wie dem Yasuní in Ecuador oder dem Madidi in Bolivien werde gebohrt, heißt es. Am stärksten bedroht sei allerdings der peruanische Teil des Amazonas-Regenwaldes, meinen die Wissenschaftler. Dort bedecken laut Studie 64 Energieprojekte rund 72 Prozent des gesamten Urwalds. Die meisten «Blocks» stammten aus der Zeit nach 2003, als die Regierung in Lima ein großes Entwicklungsprogramm für das Amazonasgebiet gestartet habe. Der mit den Energieprojekten verbundene Straßenbau führe daneben zu Entwaldung, illegalen Ansiedlungen und exzessiven Jagdaktivitäten. Aber nicht nur die Tier- und Pflanzenwelt ist bedroht. Viele Förderungsgebiete reichten nicht nur in Peru in Indioschutzgebiete hinein oder bedrohten isoliert lebende Indiostämme, heißt es. «Die Art und Weise, wie die Ölprojekte im West-Amazonas durchgeführt werden, stellt eine grobe Verletzung der Rechte der indigenen Bevölkerung in der Region dar», klagt Brian Keane von Land is Life. Die Ausbeutung von Ressourcen ohne Einverständnis der Ureinwohner werde von internationalen Abkommen und den interamerikanischen Menschenrechtsgesetzen ausdrücklich verboten. Verantwortlich sind allerdings nach Meinung der Wissenschaftler nicht nur die Behörden und Unternehmen der betroffenen südamerikanische Länder. Die weltweit zunehmende Energienachfrage nähre die Suche nach immer mehr Öl und Gas im Amazonasgebiet, die unter anderem von Unternehmen aus den USA, Kanada, Europa und China betrieben werde.

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