Der schwere Kampf gegen die Waldvernichtung – In Brasilien bringt das Tropenwaldschutzprogramm bislang nur kleine Erfolge

Von Gerhard Dilger (epd) Sao Paulo/Cuiaba (epd). Die Vernichtung des Regenwaldes in Brasilien geht weiter. Erst kürzlich musste Umweltminister Jose Sarney zugeben, dass im vergangenen Jahr wieder rund 20.000 Quadratkilometer Urwald im Amazonasgebiet vernichtet wurden – 15 Prozent mehr als im Vorjahr. “Wir werden von jenen Kräften überrannt, die das alte Modell des Raubbaus verfechten”, so der Minister. Gegen den Drang nach neuen Gebieten für Bergbau und Landwirtschaft hat das “Internationale Tropenwaldschutzprogramm” einen schweren Stand. Dieses Programm wurde in Brasilien bislang von den sieben großen Industrienationen mit insgesamt rund 720 Millionen Mark unterstützt. Deutschland steuerte davon alleine 322 Millionen Mark bei. Das PPG-7, wie es kurz genannt wird, ist der Versuch von Ländern des Nordens und Brasilien, ein globales Umweltproblem in den Griff zu bekommen – die Abholzung der Tropenwälder und ihre Auswirkungen auf das Weltklima. Dabei wurde auf zwei Treffen von Programmteilnehmern in Cuiaba im Bundesstaat Mato Grosso kürzlich deutlich, dass es schon zahlreiche Initiativen von staatlichen Behörden und Basisgruppen in Brasilien gibt, die gegen den Raubbau kämpfen – von schonender Bewirtschaftung der Wälder und Überschwemmungsgebiete bis hin zur Einrichtung und Überwachung neuer Schutzgebiete. Das Umweltministerium des Landes will aus der Vielzahl dieser Projekte eine einheitliche staatliche Politik schmieden. Das ist keine leichte Aufgabe, denn das Tropenwaldschutzprogramm krankt an übermäßiger Bürokratie. “Manchmal dauert es Jahre, bis zugesagte Mittel bei den Zielgruppen ankommen”, kritisiert etwa der Indianersprecher Sebastiao Alves Machineri. Kaum jemand überblicke derzeit den Kompetenzwirrwarr zwischen Weltbank, ausländischen Geldgebern und nationalen Behörden. Hinzu kommen die Widerstände der in Amazonien tätigen Konzerne, bei denen die Wirtschaftsinteressen weiter vor dem Umweltschutz kommen. Auch im Parlament haben die Großgrundbesitzer und Firmen eine starke Lobby. In Cuiaba sagten die internationalen Geber daher keine weiteren Mittel zu. “Solange keine überzeugende Strategie für die nächste Phase des Programms erarbeitet ist, tun wir uns schwer mit neuen Zusagen”, erklärte Udo Vollmer vom Bundesentwicklungsministerium. Der Staat müsse aus den erfolgreichen Erfahrungen lernen und sie zur Richtschnur seiner Politik machen. Vollmer hob dabei die Projekte hervor, die Indianern zugute kommen. In 150 Regionen des Landes werden unter Beteiligung der Indianer Überwachungsmaßnahmen entwickelt. Satellitenaufnahmen beweisen: Wenn der Lebensraum der indigenen Völker gesichert wird, bedeutet das zugleich den besten Schutz für den Tropenwald. Erfolgreich sind die Projekte, wenn Landes- und Kommunalbehörden eng mit der Bevölkerung zusammenarbeiten. Im Bundesstaat Mato Grosso ist die Kontrolle von Waldbränden inzwischen in zahlreichen Gemeinden Bürgerpflicht. Die Umweltorganisation “Friends of the Earth” betreibt darüber hinaus Aufklärungskampagnen über Brandverhütung. Ermutigendes Ergebnis: Im vergangenen Jahr gingen die Brandherde in Mato Grosso um 60 Prozent zurück, in manchen Gemeinden sogar um 80 Prozent.

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