Wir fordern schon seit vielen Jahren vergeblich, dass der FSC den Holzeinschlag in Primärwäldern untersagt. Jetzt scheint auch Greenpeace verstanden zu haben, dass Primärwald nach einem Holzeinschlag kein Primärwald mehr ist: Von Anja Franzenburg, Greenpeace-Online, 16.9.14 Eine Einigung war nicht leicht: Die Mitglieder des FSC sind so unterschiedlich wie ihre Interessen. Zur Vollversammlung in Sevilla (Spanien) kamen Vertreter aus aller Welt – aus der Wirtschaft Vertreter von Holzfirmen in Hemd und Anzug, aber auch Umweltorganisationen und Indigene in zum Teil traditioneller Kleidung. Und dennoch ist der Antrag von Greenpeace International, die größten ursprünglichen Waldgebiete (IFL – Intact Forest Landscapes – dt. intakte Waldlandschaften) zu schützen, mit großer Mehrheit beschlossen worden. Erst letzte Woche hatte Greenpeace zusammen mit der University of Maryland und dem World Resources Institute eine Karte veröffentlicht, die erstmals die rasante Zerstörung der letzten intakten Waldwildnis dokumentiert. “Wir sind sehr froh über das Ergebnis”, sagt Sandra Hieke, Waldexpertin von Greenpeace. – Die Verhandlungen waren sehr schwierig, sind jedoch ein gutes Beispiel dafür, wie der FSC funktionieren kann. Durch inhaltliche Diskussionen haben wir es geschafft, die große Mehrheit der über 600 Mitglieder der Vollversammlung davon zu überzeugen, den Urwaldschutz ernst zu nehmen.” Vielleicht haben auch die kleineren Aktionen zum Gelingen beigetragen: Greenpeace-Aktivisten ließen einen Herbststurm an Blättern auf die Mitglieder flattern. Sie reichten aber auch IFL-Cocktails und -Fächer, um die erhitzten Gemüter zu kühlen. Kumi Naidoo, Geschäftsführer von Greenpeace International, machte in seiner Rede deutlich, dass der Schutz der letzten intakten Waldlandschaften auf unserem Planeten für die Zukunft unserer Kinder und Kindeskinder dringend notwendig ist. Greenpeace sieht sich in der Verantwortung Greenpeace hat den FSC vor 20 Jahren mitgegründet, um eine Lösung für die Bewirtschaftung von Wäldern zu suchen, die ständig im Spannungsfeld unterschiedlicher Interessen liegen. Damals waren es noch Nischenprodukte, die das Siegel trugen. Heute können Verbraucher auf vielen Produkten – vom Besenstil bis zum Holzfußboden – das FSC-Logo finden und sich mit dem Einkauf bewusst für eine verantwortungsvolle Nutzung von Wäldern einsetzen. Durch das schnelle Wachstum ist der FSC aber auch in Regionen der Welt wie dem Kongobecken vorgedrungen, in denen eine glaubwürdige FSC-Zertifizierung äußerst schwer umzusetzen ist. Korruption und fehlende Strukturen machen aus unserer Sicht eine erfolgreiche, transparente Zertifizierung sehr schwierig – ohne konkrete Vorsichtsmaßnahmen und Regelungen geht der FSC hier ein großes Glaubwürdigkeitsrisiko ein. “Wir haben aber auch in anderen Ländern wie Finnland, Russland oder Kanada nachgewiesen, dass der Schutz der letzten intakten Waldlandschaften im Rahmen der FSC-Zertifizierung nicht ausreichend ist. Und den FSC damit konfrontiert”, sagt Hieke. Da der FSC aber immer noch das einzig glaubwürdige Zertifizierungssystem für Waldbewirtschaftung ist, hat Greenpeace dafür gekämpft, Verbrauchern durch die Stärkung des FSC weiterhin ein glaubwürdiges Siegel zur Verfügung stellen zu können. Mit der Entscheidung der letzten Woche ist dafür ein großer Schritt getan: Der FSC wird Maßnahmen ergreifen, um die letzten intakten Waldlandschaften überwiegend zu erhalten. Zu den Maßnahmen gehört zum Beispiel, mit kleineren Unternehmen nach alternativen Bewirtschaftungsformen zu suchen. Auch die Rechte der traditionellen Waldbevölkerung sollen vermehrt berücksichtigt werden. Jetzt kommt es darauf an, dass dieser Beschluss auch zeitnah umgesetzt wird. Die von Greenpeace und anderen veröffentlichten Karten können dabei helfen, den FSC zur bisher ersten und einzigen Initiative zu machen, die in ihrem Verantwortungsbereich für ausreichenden Schutz der letzten großen Urwaldgebiete sorgt.
Regenwald-Institut e.V.
Institut für angewandten Regenwaldschutz
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