Jahrhundertflut am Amazonas

Von den hiesigen Medien fast völlig ignoriert, hat die Jahrhundertflut Amazonien weiter fest im Griff. Im Hafen von Manaus wurde nun der zweithöchste Pegelstand der Geschichte registriert. In der kommenden Woche könnte zudem die Rekordmarke des Rio Negro von 1953 übertroffen werden – eine Flutkatastrophe bedroht die Region. Die Jahrhundertflut am Amazonas in Brasilien ist noch nicht vorüber. Der Rio Negro bei Manaus ist erneut gestiegen und hat am Samstagmorgen die zweithöchste Marke in der Geschichte geknackt. Mit 29.62 Meter liegt er nun im Hafen der Amazonasmetropole ein Zentimeter über dem Wert der Flut von 1976 und nur noch sieben Zentimeter unter der Rekormarke von 1953. Damals wurde mit 29.69 Meter bislang höchste Stand in der Geschichte des gewaltigen Flusses gemessen. Sollten die Vorhersagen des Zivilschutzes zutreffen, so wird der Pegel des Rio Negro in den kommenden Tagen weiter ansteigen. Am Freitag wurde eine entsprechende Warnmeldung herausgegeben, nachdem die Wetterdienste im Norden und Nordwesten des Bundesstaates massive Niederschläge registrierten. Die Meteorologen wollen weitere Regenfälle nicht ausschliessen, die Sicherheitsbehörden warnen zudem vor der Gefahr von grossflächigen Stromausfällen. Auch steigt stündlich die Gefahr von Flutschäden entlang der Flüsse der Region im Herzen Amazoniens. Besonders völlig durchweichte Uferbegrenzungen könnten wegbrechen, Mauern und Dämme zerstört werden. Weitere katastrophale Überschwemmungen wären die Folge. Die Bewohner der Region wurden über TV und Radio aufgefordert, nun schnellstmöglich alle Bereiche zu verlassen, die nicht genügend Schutz gegen Gewitter und Sturmböen bieten oder in tieferen Lagen gelegen von den Wassermassen überflutet werden könnten. In den vergangenen Monaten wurden im Norden und Nordosten Brasiliens durch endlose Regenfälle Zehntausende obdachlos, Hunderttausende mussten zumindest zeitweise ihre Häuser verlassen. Die Schäden gehen in die Milliarden, durch Dammbrüche und reissende Fluten kamen dutzende Menschen ums Leben. In mehreren Bundesstaaten wurde der Notstand ausgerufen, die brasilianische Regierung stellte finanzielle Notfallhilfe bereit, das Militär lieferte Lebensmittel und andere Hilfsgüter in die betroffenen Regionen.

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