“Aracruz zerstörte unser soziales Leben, hat uns die Freiheit genommen und die intakte Natur, die unsere Lebensgrundlage bildete.” Das sagt Werá Kwaraí vom Stamm der Guarani. Zusammen mit Paulo Henrique Vicente de Olivira, Anführer einer Tupinikim-Gemeinschaft, kämpft Kwaraí für die traditionellen Landrechte der Ureinwohner gegen den Zellstoffkonzern Aracruz im Südosten Brasiliens. Als Aracruz sich 1967 im damaligen Küstenregenwald niederließ, nahm er sich große Landflächen und wandelte den Wald in Eukalyptus-Plantagen um. Doch die Gegend war nicht menschenleer. Hier lebten indianische Ureinwohner, in 40 Dörfern. Heute sind es noch sieben. Aracruz, weltgrößter Hersteller von Eukalyptuszellstoff, betreibt hier zudem die größere seiner beiden Zellstoffabriken. Etwa 2200 Tupinikim und Guarani leben in unmittelbarer Nähe der Zellstoffabrik. Plantagen und Fabrik zerstörten nach und nach ihre Umwelt. Flüsse trockneten aus, weil die durstigen Bäume den Wasserhaushalt überstrapazierten. Andere Flüsse litten unter dem Wasserbedarf und dem Abwasser des Zellstoffwerkes. De Olivira erzählt: “Wir können nicht mehr jagen und fischen. Selbst Acker- und Kaffeeanbau sind wegen des Wassermangels kaum möglich.” Doch das Hauptproblem sei das fehlende Land, dadurch habe die nachwachsende Generation keine Zukunft mehr in der Region. Seit Anfang Mai bereisen die beiden Stammesführer Europa, hauptsächlich Deutschland. Aus ihrer Sicht tragen die Konsumenten in den Industriestaaten Mitschuld an ihrer Misere: Eukalyptus-Zellstoff liefert besonders flauschiges und weiches Papier. Es wird deshalb hauptsächlich zu Hygienepapieren verarbeitet. “Mit Tempo in die Armut” hieß entsprechend eine öffentliche Veranstaltung in Hamburg, die der Umweltverband Robin Wood in Hamburg organisierte. Tatsächlich gibt es eine Verbindung zwischen der Marke “Tempo” und den Problemen der Ureinwohner. “Die Taschentücher produziert der US-Konzern Procter & Gamble”, erklärt Ute Bertrand, Sprecherin von Robin Wood. “Der Konzern ist ein Hauptkunde von Aracruz. Wir haben die Herkunft des im Werk in Neuss verarbeiteten Zellstoffs zurückverfolgen können bis nach Brasilien.” Ein weiterer Großkunde sei Kimberly-Clark (Hakle, Kleenex). Ute Bertrand appelliert an die Verbraucher, gezielt Hygienepapiere aus Recyclingware zu kaufen. Sie seien am Umweltzeichen “Blauer Engel” gut zu erkennen.
Regenwald-Institut e.V.
Institut für angewandten Regenwaldschutz
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