Lernt auch die WestLB dazu?

DÜSSELDORF. Zur Jahresbilanz-Pressekonferenz der Westdeutschen Landesbank rollten 25 Aktivisten von “Greenpeace” vorige Woche dem Vorstandsvorsitzenden Jürgen Sengera noch einen roten Teppich aus – aus dem 150 Liter Öl sickerten. Ein Mitbringsel von Aktivistin Sandra Pfotenhauer, die es im April aus einem verseuchten Trinkwasserreservoir in Ecuador schöpfte. Greenpeace und 22 weitere Umweltschutzorganisationen fordern von der WestLB seit Jahren, den Kredit zum Bau der OCP-Ölpipeline in Ecuador einzufrieren und bei künftigen Krediten sicher zu stellen, dass Umwelt- und Sozialstandards eingehalten werden. Umso größer fiel die Verblüffung aus, dass die WestLB eben dies jetzt still und heimlich auf ihre Fahnen schreiben will. Zusammen mit drei weiteren und keineswegs nur öffentlich-rechtlichen Großbanken, wie etwa der Citibank, startet die WestLB den Versuch, Ökonomie mit Ökologie zu versöhnen. “Banken entdecken den Umweltschutz”, schrieb die Süddeutsche Zeitung dazu ebenso nüchtern wie erstaunt. Tatsächlich galten bislang Kapital und Naturschutz eher als Gegensätze; weit mehr als in anderen Wirtschaftsbranchen, die die Grundzüge von Nachhaltigkeit längst offensiv vermarkten. Und sei es beim Bier. Das soll sich ändern. Nachhaltig. So will die WestLB als Grundsatz formulieren, dass bei Großprojekten in Entwicklungsländern künftig die Umwelt- und Sozialstandards der Weltbank Maßstab des Handelns sein sollen. Das entbehrt nicht der Pikanterie, werden doch Umweltschützer und Grüne nicht müde, der WestLB beim Engagement in Ecuador Versagen in eben diesen Punkten vorzuhalten. Und nicht nur die: Mit Robert Goodland kreidet ein langjähriger hochrangiger Weltbank-Mitarbeiter der WestLB gravierende Verstöße gegen alle Umweltstandards an. Dass die Düsseldorfer Bank in der Öffentlichkeit stets behauptete, die Einhaltung der Weltbank-Standards sei Voraussetzung für die Kreditvergabe gewesen, und weitere Anwürfe ansonsten äußerst knapp als “Fehlinformation” abtut, scheint dabei die Stimmungslage im Hause nicht richtig wiederzugeben. Ganz offenbar hat der immense Druck Wirkung gezeigt. Auch wenn dies für die Pipeline in Ecuador wohl folgenlos bleiben wird. Die Ölröhre ist so gut wie fertiggestellt. Vertrauen in den Sinneswandel haben Umweltschützer ohnehin noch nicht. Greenpeace reichte jetzt bei Bundeswirtschaftsminister Clement eine formelle Beschwerde gegen die Bank ein. Die WestLB, heißt es darin, missachte auch die OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen.

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