Politiker im Regenwald

Die Münchner Stadträtin Sabine Krieger reist mit dem Klima-Bündnis ins Amazonasgebiet Seit Samstag sorgt RTL mit einer Neuauflage seiner umstrittenen Dschungel-Show wieder für hohe Einschaltquoten. Ein weltweit bedrohtes Ökosystem dient als Kulisse für einen fragwürdigen Medien-Zirkus. Gleichzeitig fallen andernorts große Regenwaldgebiete und mit ihnen die dort lebenden indigenen Völker den Interessen von Erdölfirmen zum Opfer – und das ganz im Stillen, ohne viel Aufmerksamkeit. Sabine Krieger, Stadträtin für Bündnis 90/Die Grünen in München, will sich nun selbst ein Bild von den Folgen unseres industriellen “Energiehungers” machen. Am Samstag packt sie ihre Koffer und besucht zusammen mit österreichischen Politikern, Journalisten und Mitarbeitern des Klima- Bündnis e.V. ein schwer zugängliches Regenwaldgebiet in Peru. Erdölfirmen dringen tief in abgelegene Regenwaldgebiete vor, Waldflächen werden abgeholzt, Menschen müssen Baggern weichen und Pipeline-Lecks vergiften immer wieder Flüsse und Grundwasser. Auch die Bundesrepublik hat durch die Einfuhr von Erdöl und Erdgas sowie die Beteiligung deutscher Firmen und Banken an Pipeline-Projekten Einfluss auf diese Situation. Das Klima-Bündnis, ein europäisches Städtenetzwerk zum Klimaschutz, will politischen Entscheidungsträgern nun die Möglichkeit geben, sich persönlich von den ökologischen und sozialen Folgen der Erdölförderung zu überzeugen. “Die Reise bietet eine einmalige Chance, die Münchner Bevölkerung darüber zu informieren und sie zu sensibilisieren, dass unser Energieverbrauch nicht nur die Umwelt vor Ort schädigt, sondern auch weitreichende Folgen für das Leben der Menschen und die Natur in den Erdölfördergebieten hat”, begründet Sabine Krieger, Städträtin in München für Bündnis 90/Die Grünen, ihre Teilnahme. München treibe den Klimaschutz seit Jahren voran, nicht nur mit Aktivitäten vor Ort, so Krieger. Seit elf Jahren ist München Mitglied im Klima-Bündnis, dem deutschlandweit fast 400 Städte und Gemeinden angehören, darunter auch Berlin, Frankfurt am Main, Hamburg, Bremen und Stuttgart. Stellvertretender Vorsitzender des Klima-Bündnis ist der Münchner Umweltreferent Joachim Lorenz. Schon seit längerem unterstützt München Projekte mit den Asháninka-Indianern in Peru. Erst vor wenigen Wochen folgte einer ihrer Vertreter, Guillermo Ñaco Rosas, einer Einladung der Stadt und besuchte Schulen in bayerischen Klima-Bündnis-Kommunen. Nun soll diese Verbindung auch in die andere Richtung genutzt werden. Die zweiwöchige Reise führt am Samstag zunächst über die peruanische Hauptstadt Lima nach Iquitos, einer Stadt im nördlichen Amazonasbecken. Nach letzten Vorbereitungen geht es dann per Boot weiter auf dem Río Corrientes in ein schwer zugängliches Regenwaldgebiet. Buchstäblich “mit im Boot” sitzen dabei auch Bürgermeister österreichischer Kommunen und Journalisten. Neben dem Besuch indigener Dorfgemeinschaften ist die Besichtigung von Ölfeldern und Umweltschäden in der Region rund um Trompeteros, dem Stützpunkt der argentinischen Erdölfirma Pluspetrol, geplant.

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