Große Teile des südamerikanischen Regenwalds folgen nicht dem herkömmlichen Wachstumsmuster. Ausgerechnet während der Trockenzeit gedeihen die Bäume im Amazonasbecken besonders gut. Das belegt eine Analyse von Satellitendaten, die eine amerikanisch-brasilianische Forschergruppe im Fachblatt “Geophysical Research Letters” vorstellt. “Sobald der Regen versiegt und die Trockenperiode beginnt, erwacht das Amazonasbecken zu neuem Leben”, erläutert Alfredo Huete von der University of Arizona in Tucson. “Neue Blätter entfalten sich und allerorten grünt es, solange die Trockenzeit anhält.” Ganz offenbar sei Wassermangel für diese Wälder nicht das Problem – im Gegensatz zu den Verhältnissen in anderen Teilen der Welt. Huete und Kollegen analysierten Daten des MODIS-Spektrometers an Bord des amerikanischen Satelliten Terra. Aus dem Spektrum des von Boden und Vegetation reflektierten Sonnenlichts berechneten die Forscher für verschiedene Gebiete und Jahreszeiten den Enhanced Vegetation Index, eine Maßzahl für die Intensität des Pflanzenwachstums. Während Weiden und andere vom Menschen veränderte Flächen während der Trockenzeit förmlich zu verdorren schienen, stellte sich in altem Regenwald erst jetzt das stärkste Wachstum ein. Die Ursache vermutet Huete in tief reichenden Wurzeln älterer Bäume. Diese könnten auch während der niederschlagsarmen Zeit genügend Wasser liefern, sodass das Laub die stärkere Sonneneinstrahlung voll ausnutzen könne. “Wir können diese starke Ergrünung auch als Maß für den Zustand des Amazonas-Regenwalds betrachten”, so der Forscher. Ein solches Maß sei umso wichtiger, als jede Veränderung der Wachstumsaktivität im Regenwald sich auf den globalen Kohlenstoffkreislauf auswirke.
Regenwald-Institut e.V.
Institut für angewandten Regenwaldschutz
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