Soja-Moratorium am Amazonas – “Soja-Industrie einigt sich mit Umweltschützern”

… und einige ähnlich lautende Schlagzeilen geistern derzeit durch die Medien. Woher diese Euphorie stammt, ist für uns nicht nachvollziehbar (siehe dazu unten stehende Pressemitteilung von Greenpeace). Das zweijährige Soja-Moratorium wird nicht einen Regenwald-Baum retten – im Gegenteil: die Sojabauern reiben sich die Hände: Sie können nun in Seelenruhe ihre Gebiete roden und für den Sojaanbau vorbereiten. Nach Ablauf der zwei Jahre wird das nun dort angebaute Soja mit gutem Gewissen verkauft. So die Situation, wenn sich die Großgrundbesitzer im günstigsten Falle an das “Moratorium” halten. Ob sie sich überhaupt daran halten, ist in diesem riesigen und dünn besiedelten Gebiet ohnehin nicht zu kontrollieren und Mc Donalds und all die anderen können weiterhin – jetzt mit reingewaschenem Gewissen – Nutznießer des Regenwald-Sojas sein! Immerhin, einen positiven Aspekt hat der Wirbel sicherlich:
Dem Verbraucher wird klar, was er mit seinem “täglich Schnitzel” und Chicken Mc-Nuggets anrichtet. Der einzig Erfolg versprechende Hebel ist in den Händen der Konsumenten. Sie haben es letztlich in der Hand durch entsprechendes Verhalten zum Schutz der Regenwälder beizutragen… Pressemitteilung von Greenpeace:
Atempause für den Amazonas-Regenwald
Greenpeace handelt mit internationalen Agrarfirmen befristeten Stopp für Sojaanbau aus
Im Kampf um die Rettung der letzten Urwälder Brasiliens hat Greenpeace einen Teilsieg errungen. Die weltweit führenden Agrarfirmen und Soja-Händler Cargill, Bunge, ADM und A.Maggi stimmten gestern einem zweijährigen Moratorium für brasilianische Urwald-Soja zu. Die Unternehmen werden zwei Jahre auf den Kauf von Soja von neu angelegten Feldern innerhalb des Amazonas-Regenwaldes verzichten. Die Entscheidung der Agrar-Riesen ist das Ergebnis einer internationalen Kampagne von Greenpeace unter dem Motto Der Regenwald brennt für unser Essen. Die Umweltorganisation hatte zum Schutz Amazoniens auch von führenden Lebensmittelverarbeitern in Europa wie McDonald’s gefordert, dem meist illegalen Anbau von Soja mitten im Regenwald und der Beschäftigung von Arbeitern unter menschenunwürdigen Bedingungen auf den Feldern ein Ende zu setzen. Wir hoffen, dass dieses Moratorium ein erster wichtiger Schritt ist, die Urwaldzerstörung durch den Soja-Anbau zu stoppen, sagt Oliver Salge, Waldexperte bei Greenpeace. Dann könnte man zumindest diese Gefahr für die Schatzkammer der Artenvielfalt auf lange Sicht wirksam bannen. Das ist die Herausforderung für die Soja-Händler. Der in Brasilien weit verbreitete Anbau von Soja auf illegalen Feldern unter Einsatz von Sklaven muss endlich beendet werden. Nach der Veröffentlichung eines Reports im April 2006, der illegalen Soja-Anbau in Brasilien mit in Europa hergestellten Lebensmitteln in Verbindung brachte, haben McDonald’s und europäische Lebensmittelhändler (u.a. Marks&Spencer, El Corte Ingles, Ritter-Sport, Tegut) eine Greenpeace-Initiative zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes unterstützt. Sie haben von den Soja-Händlern Maßnahmen gefordert, die Urwaldzerstörung für den Anbau von Soja zu stoppen und damit gedroht, sich andere Lieferanten zu suchen. Außerdem haben die Unternehmen deutlich gemacht, auch künftig nur gentechnikfreie Soja von ihren Lieferanten zu beziehen. Nachdem McDonald’s vor Jahren beschlossen hatte, kein Rindfleisch zu kaufen, für das der Amazonas-Regenwald gerodet wurde, will der Konzern nun auch keine Soja aus Urwaldzerstörung (z.B. für Hühnerfutter/ChickenMcNuggets) beziehen. Er hat vor, mit Lieferanten und der brasilianischen Regierung den Amazonas-Regenwald und das Land indigener und lokaler Gemeinschaften vor Zerstörung zu bewahren. Der Druck der Fast-Food-Kette war ein Grund, weshalb Agrar-Riesen wie Cargill schließlich einlenkten, obwohl sie gut an der Urwald-Soja auch aus Indianer-Gebieten verdienen, die unter anderem über einen illegal gebauten Hafen in Santarem im brasilianischen Bundesstaat Pará nach Europa verschifft wird. Das auf zwei Jahre befristete Soja-Anbau-Moratorium verkommt allerdings zur Geste, wenn die Händler nicht sofort Maßnahmen ergreifen, die den Schutz des Urwaldes sicher stellen, sagt Oliver Salge. Jede Minute wird eine Urwaldfläche in der Größe von fünf Fußballfeldern vernichtet – meist für den Soja-Anbau. Das Anbau- und Handelsverbot muss so lange in Kraft bleiben, bis ein Konzept für Schutzgebiete für den Amazonas-Regenwald von der brasilianischen Regierung entwickelt und umgesetzt wurde. Brasilien ist der größte Soja-Exporteur der Welt.

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