Die Pflanzen der sibirischen Taiga filtern nach Erkenntnissen von Klimaforschern weniger Treibhausgase aus der Luft als bisher angenommen. Die Wälder nähmen weniger als 20 Prozent des menschengemachten Kohlendioxid-Ausstoßes Russlands auf. Das sagte der Wissenschaftler Martin Heimann vom Max-Planck-Institut für Biogeochemie am Donnerstag auf einer Tagung zu zwei internationalen Klimaforschungsprojekten in Jena. Das sei weniger als allgemein vermutet. Einige Wälder könnten die Konzentration von Kohlendioxid weniger reduzieren als allgemein erhofft, sagte der Potsdamer Wissenschaftler Wolfgang Lucht. Umso wichtiger sei eine drastische Reduzierung des Kohlendioxid-Ausstoßes. Forscher aus neun Ländern hatten in den vergangenen fünf Jahren klimatische Vorgänge in einem 3,2 Quadratkilometer großen Gebiet der sibirischen Taiga untersucht. Sie sammelten dafür Daten von Satelliten der europäischen, amerikanischen und japanischen Weltraumbehörden und von Bodenmessstationen vor Ort. Die Wissenschaftler betrachten die sibirische Taiga wegen der großen Fläche und der kalten Temperaturen als einen besonders geeigneten Indikator für den Klimawandel. In dem untersuchten Gebiet sei die durchschnittliche Oberflächentemperatur seit 1960 um drei Grad gestiegen. Die deshalb zeitiger einsetzende Tauperiode führt nicht nur zu einem vermehrten Pflanzenwachstum. Die Bodenerwärmung führe auch zu beschleunigten Zersetzungsprozessen im Boden, bei denen Kohlendioxid frei werde. Nach Ansicht der auf Fernerkundungen spezialisierten Forscherin Christiane Schmullius von der Universität Jena können diese Erkenntnisse möglicherweise auch auf andere Wälder der nördlichen Erdhalbkugel übertragbar sein, dafür seien aber Langzeitdaten nötig. Aus Sicht der Klimaforscher müsste der Ausstoß von Kohlendioxid in den nächsten 50 Jahren um bis zu 40 Prozent verringert werden. Nach dem Kyoto-Protokoll müssen die Industrieländer den Ausstoß ihrer Treibhausgase bis 2010 im Schnitt um 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Einige Länder dürfen sich einen Teil ihrer Wirtschaftswälder für ihr Klimaschutzziel anrechnen lassen. Ende November soll auf der Klimakonferenz in Montréal über eine weiter gehende Treibhausgasreduktion verhandelt werden. Quelle:dpa
Regenwald-Institut e.V.
Institut für angewandten Regenwaldschutz
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