Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ist entsetzt über das Ausmaß der Gewalt gegen indigene Völker in Brasilien, das unter Präsident Jair Bolsonaro schon jetzt zu verzeichnen ist. “Seit Bolsonaros Wahlsieg im Oktober ereigneten sich mindestens 16 schwere Übergriffe, darunter vier Morde, Steinigungen, Kahlschläge von Waldgebieten, Bedrohungen und Brandstiftungen. Das ist die verheerende Bilanz eines Berichtes indigener Organisationen, der jetzt der Interamerikanischen Kommission für Menschenrechte vorgelegt wurde”, beklagte die GfbV-Referentin Yvonne Bangert am 15.2. in Göttingen. “Darin ist außerdem die Rede von der Zerstörung indigener Gesundheitszentren durch Brandanschläge von Farmern und Angriffen gegen indigene Gemeinschaften mit Gummigeschossen. Angesichts einer so erschütternden Eskalation in so kurzer Zeit kann einem nur angst und bange werden davor, welches Ausmaß an Willkür und Gewalt den gut 300 indigenen Völkern Brasiliens noch bevorstehen mag.” Der Bericht wurde der Interamerikanischen Menschenrechtskommission bei ihrer Tagung im bolivianischen Sucre vorgelegt. Verantwortlich zeichnen der Dachverband der indigenen Völker Brasiliens APIB, der Verband der indigenen Organsiationen Amazoniens COIAB, die Artikulation der indigenen Völker des Nordostens, Minas Gerais und Espirito Santoi APOINME und die panamerikanische indigene Rechtshilfevereinigung Indian Law Resource Center (ILRC). Bolsonaro hatte schon im Wahlkampf angekündigt, Ansprüche indigener Gemeinschaften nicht mehr erfüllen zu wollen. Unmittelbar nach seinem Amtsantritt am 1. Januar 2019 verschob der rechtsextreme und von den fundamentalistischen Freikirchen Brasiliens unterstützte Präsident die Koordinaten der Indigenenpolitik seines Landes wie angekündigt deutlich zu Lasten der Indigenen. Die Kompetenzen der Indigenenbehörde FUNAI wurden unter dem Agrarministerium, das nun für Landechtsfragen zuständig ist, und dem Ministerium für Frauen, Familie und Menschenrechte aufgeteilt. “Dies wird von vielen indigenen Repräsentanten als Kriegserklärung aufgefasst, denn die mächtige Agrarlobby ist ihr größter Konkurrent um Land und natürliche Ressourcen”, berichtete Bangert. “Agrarministerin Tereza Cristina hat sich bereits für eine Umverteilung indigener Gebiete ausgesprochen. Sie gilt als Sachwalterin der Interessen der industriellen Landwirtschaft und ist weit davon entfernt, Hüterin indigener Landrechte zu sein, wie das ihr Amt eigentlich verlangt. Sie wird wohl eher der Linie ihres Präsidenten folgen, der keine weiteren indigenen Landrechtsverfahren mehr zulassen will.” Quelle: Gesellschaft für bedrohte Völker 01.02.2019 Landbesetzer dringen in Indianerreservat im bras. Bundesstaat Rondonia ein “weil Bolsonaro jetzt Präsident ist” FUNAI-Präsident Franklimberg de Freitas unternahm eine Notfallreise nach Rondônia, um die Eskalation der Gewalt zwischen den indigenen Karipuna- und Uru-Eu-Wau-Wau-Völkern und bewaffneten Besetzern in der Region genau zu beobachten, die sogar schossen, um die Indigenen zu bedrohen. Laut Freitas berichteten die indigenen Völker, dass sie von den Besetzern gehört hatten, die in das Land eindringen würden, weil “jetzt Bolsonaro Präsident ist”. “Einige indigene Führer der Karipuna- und Uru-Eu-Wau-Wau-Völker haben von Schwierigkeiten berichtet, die sie aufgrund der häufigen Invasionen von Hausbesetzern haben, die daran interessiert sind, als illegale Holzfäller und Goldsucher zu arbeiten”, sagte Franklimberg. Das FUNAI-Team fotografierte ein Schild aus dem Land Uru-Eu-Wau-Wau-Wau mit Schussmarken. Wegen des Risikos von Landbesetzern will Franklimberg die Unterstützung der Bundespolizei. “Wir werden die Behörden für öffentliche Sicherheit auffordern, uns bei diesen Überwachungsaktionen zum Schutz der indigenen Völker zu unterstützen”, versprach Franklimberg. Laut dem Präsidenten von FUNAI versichert die Agentur den indigenen Völkern, dass es keine Gefahr einer Invasion gibt, weil Bolsonaro gewählt wurde. “Einige Landbesetzer haben diese Bemerkungen gemacht, dass der Präsident Invasionen unterstützt…. Das ist ein Gerücht. Es ist eine Fälschung. Der Präsident hat kein Interesse an einer solchen Aktion. Heute waren wir in Uru-Eu-Wau-Waupara und sagten, dass dies nicht wahr ist und dass der brasilianische Staat eine Antwort an diejenigen geben wird, die in indigenes Land eindringen oder an eine Invasion denken. … wir werden sehen und genau hinschauen (Anm. d. Red.) Quelle: Época 30.01.2019 Bolsonaro, oberster Totengräber der Regenwälder am Amazonas Sie galten als Traumpaar des internationalen Klimaschutzes: Deutschland und Brasilien. Die radikale Kehrtwende des neuen Präsidenten Jair Bolsonaro in der Umweltpolitik weckt deshalb nicht nur in Deutschland große Besorgnis. Lesen Sie dazu folgenden Beitrag von DW-TV
Regenwald-Institut e.V.
Institut für angewandten Regenwaldschutz
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