Brasilien weist weltgrößtes Regenwaldschutzgebiet aus

Brasilia (AP) Brasilien hat wenige Tage vor dem UN-Gipfel für nachhaltige Entwicklung das größte Regenwaldschutzgebiet der Erde geschaffen. Präsident Fernando Henrique Cardoso sagte am Donnerstag in Brasilia, mit der Ausweisung des Tumucumaque-Gebirgsnationalparks im Norden des Landes werde einer der unberührtesten Urwälder geschützt, der noch verblieben sei. Das 3,8 Millionen Hektar große Gebiet, das in der Sprache der Ureinwohner «Felsen auf der Spitze des Berges» heißt, ist größer als Belgien. Es übertrifft den Slonga-Nationalpark in der Demokratischen Republik Kongo um 230.000 Hektar. Cardosos Erlass vier Tage vor dem Umweltgipfel von Johannesburg soll dort in eine noch größere Initiative eingebunden werden: Es wird erwartet, dass er dort insgesamt fast eine halbe Million Quadratkilometer Regenwald im Amazonas – inklusive Tumucumaque – unter den Schutz seiner Bundesbehörden stellen wird. Das Gebiet an der Grenze zu Surinam und Guyana ist noch nicht mit Straßen erschlossen. Die zahlreichen Wasserfälle und Stromschnellen machen es auch in der Trockenzeit unpassierbar für Boote. Es beheimatet eine einzigartige Tier- und Pflanzenwelt, in der noch unbekannte Arten vermutet werden. Für die Schaffung des Schutzgebietes hatten sich Organisationen wie der World Wildlife Fund for Nature (WWF) und Conservation International (CI) eingesetzt. Der CI-Direktor in Brasilien, Roberto Cavalcanti, sagte, mit dem Nationalpark werde die letzte straßenlose Wildnis der Welt geschützt. «Der Amazonas ist in vielen Teilen noch wild, aber er wird von Straßen durchschnitten.» Straßen beschleunigen das Vordringen von Menschen, die sich auf der Suche nach Bodenschätzen oder als Holzfäller in die Regenwälder begeben. Jose Pedro de Oliveira Costa, Staatssekretär im brasilianischen Umweltministerium, hofft nun auf die von Weltbank und anderen Organisationen versprochenen Millionenhilfen für Tumucumaque. In anderen Amazonas-Schutzgebieten können die unterbesetzten Waldhüter das Vordringen illegaler Holzfäller und Bergleute kaum verhindern. Costa sagte, Tumucumaque solle zunächst den Forschern, später aber auch Ökotouristen zugänglich gemacht werden. Brasilien will sich auf dem bevorstehenden UN-Gipfel in Johannesburg auch für eine stärkere Anwendung erneuerbarer Energien einsetzen. Die Entwicklungsländer sollten sich dazu verpflichten, zehn Prozent ihres Energiebedarfs aus erneuerbaren Quellen zu decken, forderte Außenminister Celso Lafer. Er rechne in Johannesburg allerdings mit starkem Widerstand gegen diesen Vorschlag. Lafer erklärte ferner, sein Land werde am Rande des Gipfel ein Abkommen mit Deutschland unterzeichnen, in dem Berlin sich zur Finanzierung von 100.000 mit Alkohol betriebenen Autos in Brasilien verpflichte. Im Gegenzug werde Deutschland Anteile seines Schadstoffausstoßes gutgeschrieben bekommen, wie dies nach dem Kyoto-Protokoll von 1997 möglich sei. Dieses Protokoll zum Klimaschutz sieht eine Reduzierung der so genannten Treibhausgase vor.

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